Disziplin. Wir wollen was machen, aber liegen am Ende doch auf der Couch – wir haben wohl keine Disziplin. Heute will ich mit euch besprechen, ob es sowas wie (Selbst-) „Disziplin“ überhaupt gibt.
Disziplin. Wir wollen was machen, aber liegen am Ende doch auf der Couch – wir haben wohl keine Disziplin. Heute will ich mit euch besprechen, ob es sowas wie (Selbst-) „Disziplin“ überhaupt gibt.
Wer kennt es nicht: Man nimmt sich vor heute ins Fitnessstudio zu gehen oder diese eine Aufgabe noch zu erledigen und liegt am Ende auf der Couch und netflixt. Die vermeintliche Schlussfolgerung ist grundsätzlich immer, dass das Ganze an der Disziplin gescheitert ist. „Hätte ich Disziplin, dann hätte ich das auch erledigt“ Bla bla bla. Wir alle kennen dieses Gefühl.
Das interessante an diesem Phänomen ist aber eigentlich, dass es im Prinzip nur um Entscheidungen geht. Mit welchem Teil des Gehirn treffe ich welche Entscheidungen. Nun, der aktuelle Stand der Forschung besagt, dass man kurzfristige Entscheidungen mit dem limbischen System trifft, einem Teil der ältesten Teile unseres Gehirns. Das limbische System ist geradezu dafür bekannt sehr kurzfristig orientiert zu sein und das direkte „Überleben“ zu sichern. Es ist unsere „emotionale“ Seite. Unsere „rationale“ Seite haben wir von unserem Neocortex.
Disziplin, also eigene Kraft, die allein durch den Willen generiert ist, brauchen wir, um unser limbischen System zu ignorieren und trotzdem in Fitnessstudio zu gehen. Und das stellt ein Problem dar, denn Selbstdisziplin ist wie ein Gefäß voller Energie, welche mal leer sein kann. Die tägliche Herausforderung ist es also mit möglichst wenig Energie aus diesem Gefäß das limbische System zu besiegen und trotzdem etwas zu tun. Und genau hier liegt die Krux: Es geht gar nicht darum möglichst viel Energie in diesem Gefäß (also Disziplin) zu haben, sondern mit möglichst wenig Disziplin maximale Ergebnisse zu erzielen.
Denn das fanden auch Forscher heraus als diese „Disziplin“ bei verschiedenen Menschen gemessen wurden. Die Studie hat übergewichtige Menschen beobachtet und die regelmäßige Erscheinung in Fitnessstudios gemessen. Das faszinierende: Alle hatten etwas das gleiche Maß an Willenskraft und „Disziplin“, aber trotzdem gab es eine Gruppe an Menschen, die deutlich regelmäßiger trainierten als alle anderen. Wieso? Diese Menschen haben mit möglichst wenig Disziplin versucht das Maximale zu erreichen. Das heißt konkret: Sie haben sich selber ständig ausgetrickst. Beispielsweise hatten diese Personen immer Sportsachen auf der Arbeit dabei, damit Sie danach direkt ins Fitnessstudio gehen können – ohne dass sie vorher erst zuerst Halt machen! Mit solchen Tricks, wird die Menge an Disziplin, die benötigt wird, deutlich niedriger. Es ist natürlich viel anstrengender erst nach Hause zu gehen, ein Opfer der Bequemlichkeit zu werden, und dann wieder das schöne, warme Haus verlassen um ein hartes Training zu absolvieren.
Andere hatten sich selbst ausgetrickst, indem sie gar nicht das Ziel hatten zu trainieren, sondern nur das Gebäude des Fitnessstudios zu betreten. Und wenn sie dann schon da waren, haben sie halt noch trainiert. Das heißt diese Menschen, die nach außen als sehr diszipliniert wirken, sind in Wirklichkeit professionelle Trickser.
Und genau darum geht es im Prinzip: Die Hemmschwelle eine Tätigkeit auszuführen möglichst niedrig zu setzen. Denn wenn die Tätigkeiten erst mal zur Gewohnheiten werden, dann kommt das böse limbische System gar nicht mehr zum Spiel und man benötigt kaum mehr Disziplin. Zum Beispiel arbeite ich daran das tägliche Lesen mir zur Gewohnheit zu machen. Dieses Ziel habe ich schon seit längerem, aber ich habe diese Gewohnheit nie gebildet. Dieses Mal habe ich die Hemmschwelle aber ganz niedrig gesetzt: Ich will täglich nur eine einzige Seite lesen. Diese Hemmschwelle ist so niedrig, dass ich mich sehr leicht dazu überreden kann eine Seite zu lesen. Ich verbrauche meinen Disziplinmuskel nur sehr leicht, sodass er es schafft. Und ich habe bisher kein einziges Mal nur eine Seite gelesen. Wenn man schon beim Lesen ist, dann liest man immer ein ganzes Stück. Und so trickse ich meinen inneren Schweinehund systematisch aus, um am Ende die Gewohnheit zu haben und meinen Disziplinmuskel gar nicht mehr verwenden muss.
@studentOfNone