Als ich jünger war, dachte ich immer das Gehirn sei wie eine Festplatte. Jedes Erlebnis ist eine Datei auf dieser Festplatte und wird abgespeichert. Jedoch entspricht diese Szenario nicht der Realität
Als ich jünger war, dachte ich immer das Gehirn sei wie eine Festplatte. Jedes Erlebnis ist eine Datei auf dieser Festplatte und wird abgespeichert. Jedoch entspricht diese Szenario nicht der Realität.
Das Gehirn ist nichts mehr als eine Ansammlung von ganz vielen Neuronen. Neuronen sind besondere Zellen, die Signale weitergeben. Das heißt per se, dass unser Gehirn nichts Anderes als ein konstant fließender Stromfluss ist.
Das Gehirn ist also keine statische Festplatte. Wenn jemand einen Unfall hat und ein Teil des Gehirns beschädigt wird, dann verliert er nicht alle Erinnerungen vom 11. bis zum 13. Lebensjahr – weil das Gehirn eben keine statische Festplatte ist.
Das Gehirn ist ein riesen Netz an Signalen. Wenn man also so ein Neuronales Netz auf dem Computer nachbaut (Stichwort künstliche Intelligenz), dann sollte man theoretisch gesehen ein menschliches Gehirn abbilden können.
Dieses Neuronale Netz müsste nur groß genug sein und die entsprechenden Positionen der Signale exakt kopieren und man hätte ein „Ich“. Oder?
Und hier bewegen wir uns in einem großen philosophischen Problem – was ist das Bewusstsein? Die sogenannte Philosophie des Geistes. Hier unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Denkschulen: Dualismus und Monismus.
Anhänger des Dualismus glauben, dass das Bewusstsein bzw. die Seele strikt vom Körper und Gehirn getrennt sind also, dass es sich beim Bewusstsein um etwas metaphysisches handelt, welches nicht so einfach auf einzelne neuronale Prozesse vereinfacht werden kann.
Der Monismus beschreibt das Gegenteil, der Geist lässt sich auf einen materiellen Ursprung zurückführen.
Wenn es sich bei unserem Bewusstsein tatsächlich „nur“ um eine materielle Zusammensetzung handelt, dann spricht technisch nichts dagegen dieses zu kopieren.
Wenn wir Menschen tatsächlich dazu in der Lage sind, dann freue ich mich schon auf die nächsten Jahrzehnte. Elon Musk forscht mit Open AI gerade exakt an dieser Problemstellung. Und er ist nicht der einzige. Wenn die aktuelle Entwicklung in die Richtung geht, dass man ein Bewusstsein digitalisieren kann – dann haben wir wortwörtlich grenzenlose Möglichkeiten.
Allein die Entertainmentindustrie würde sich komplett neuerfinden. Ein Szenario wäre nie wieder Filme „schauen“ zu müssen, sondern diese direkt erleben zu dürfen. Man würde sich praktisch in den Film reinbeamen und hätte eine Perspektive direkt aus den Augen des Protagonisten oder eines Zuschauers oder was auch immer der Regisseur sich ausgedacht hat - man wäre aber „live“ dabei. Das gleiche gilt bei Videospielen. Die Netflixserie Blackmirror hat dieses Prinzip und die daraus resultierenden neuen gesellschaftlichen Probleme perfekt dargestellt.
Ein großes Fragezeichen habe ich jedoch noch. Wenn ein Computer mein Gehirn und somit mein Bewusstsein perfekt nachbaut – wer bin dann „ich“? Bin ich die Person, die die Verkabelung bzw. eine VR-Brille am Kopf hat in der echten Welt oder bin ich die „Person“ / das Bewusstsein im Computer.
Theoretisch gesehen müssten es „mich“ zwei Mal geben in dem Augenblick. Einmal in der „echten“ Welt und einmal im Computer. Das heißt ich hätte einen digitalen Klon meines „Ichs“.
Das digitalisieren des Bewusstseins wäre wie eine Gabelung zu betrachten. Beide haben dieselben Erinnerungen, erleben aber ab jetzt neue Dinge – einmal im virtuellen Spielraum und einmal in der Realität (wenn diese denn nicht auch ein virtueller Spielraum ist…).
Wenn wir beim Beispiel vom Film bleiben, dann ist mein digitaler Klon im Film und erlebt diesen aus erster Hand. Ich sitze, jedoch auf der Couch.
Das heißt die Erlebnisse des digitalen Klons müssten wieder in mein Gehirn geladen werden. Das heißt neuronale Zustände meines Gehirns müssten durch Stimulationen so verändert werden, dass ich das gleiche „Gehirn“, die selben neuronalen Zustände wie mein Klon habe. Die Erinnerungen meines Klons würden in mich reingeladen werden.
Basierend auf die Annahme, dass ich mein „Ich“ Gefühl nicht von meinem physikalischem „Ich“ in das digitale verwandeln könnte, sondern dass eine Kopie von mir entstehen würde.
Aber was weiß ich denn schon, ich bin bloß ein naiver studentOfNone.